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Windsurf

Angela, Matteo und Elisa: drei Bergsportler lernen Windsurfen

Windsurfen lernen am Gardasee in Malcesine

  • Malcesine
  • 20.06.2019
  • Für dich getestet
Angela Trawoeger
Text und Bilder

Angela Trawoeger

Gründerin, Fotografin und Content Managerin

Seit mehr als zehn Jahren fotografiere ich Windsurfer und Windsurfkurse am Gardasee und ich habe windsurfbegeisterte Freunde, die stundenlang über Boards, Segel und Manöver fachsimpeln können.

Nach und nach nahm ich von ihnen die Fachsprache auf und lernte auch einige Manöver erkennen sowie die Winde des Gardasees zu verstehen. Wenn man den Surfern beim Gleiten zuschaut, kann es einen schon reizen, auch einmal aufs Brett zu steigen. Doch ich bin ein Bergmensch und Wasser ist nicht mein Element. Außerdem macht mich die Vorstellung bei starkem Wind alleine auf einem Brett im Wasser zu stehen, schon immer recht nervös.

Und das geschah: Matteo, ein Freund und genauso ein Bergmensch wie ich, Ski- und Freeride-Biker, begann sich für SUP zu interessieren. Er probierte es aus und es gefiel ihm, mitten auf dem Gardasee auf einem Board zu stehen. Da Matteo ein Adrenalinjunkie ist, war die Idee, einen Windsurfkurs zu absolvieren, danach schnell auf dem Tisch. Kurz darauf diskutierten wir es noch einmal und bezogen Elisa mit ein, eine Kletterin, die noch mehr Bergmensch ist als wir.

So kam es dazu, dass sich drei Bergsportler für einen Einsteigerkurs Windsurfen anmeldeten.

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Hotel Villa Carmen de
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Tag 1: Die Basics

10 Uhr morgens Meeting bei Wwwind Square, Malcesine. Es ist heiß, aber wolkig und die Sonne will sich nicht blicken lassen. Der Pelèr, der typische morgendliche Nordwind im Sommer, ist sehr stark für erste Mal auf einem Windsurbrett. Ich hoffe, dass er schnell abklingt und Platz macht für die Ora, den etwas schwächeren Südwind am Nachmittag. Ich muss gestehen, ich bin sehr nervös. Francesco, unser Instruktor wartet auf uns, um uns in diese neue Welt einzuführen.

Wir starten mit der Theorie. Am Whiteboard erklärt uns Francesco, wie Windsurfmaterial aufgebaut ist, welche Kursrichtungen es gibt und wie, auf dem Brett liegend, gepaddelt wird, wenn wir in Windrichtung abtreiben.

Es gibt vier Kursrichtungen: Beim Amwindkurs surfst du so nah wie möglich am Wind. Du surfst ihn, wenn du gegen den Wind fahren möchtest. Beim Vorwindkurs surfst du mit dem Wind in dieselbe Richtung. Wenn du mit Wind von der Seite surfst, befindest du dich auf Halbwindkurs. Und beim Raumwindkurs befindest du dich in einem weiteren Winkel mit dem Wind und näher am Vorwindkurs. Der Raumwindkurs ist der schnellste Kurs beim Windsurfen.

01Einsteigerkurs im Windsurfen malcesine gardasee 360gardalife 1024x683

Nun ist es Zeit für den Simulator: ein komplettes Windsurf-Rigg mit einem Mastfuß am Brett befestigt liegt auf dem Rasen und ist am Wind ausgerichtet. Hier erklärt uns Francesco, wie man das Segel aus dem Wasser zieht und losfährt.

  • • T – Position: Brett quer zum Wind, das Segel richtet sich am Wind aus. Füße stehen schulterbreit rechts und links am Mastfuß.
  • 1: Grundposition: Ziehe an der Aufholleine, um das Segel aus dem Wasser zu ziehen. Die vordere Hand kontrolliert den Mast mit ausgestrecktem Arm.
  • 2: Vorbereitung zum Losfahren: Der hintere Fuß wird hinter das Schwert gestellt, der vordere Fuß bewegt sich etwas nach hinten. Verlagere das Gewicht etwas auf den hinteren Fuß.
  • • 3: Fahrposition: Die hintere Hand greift den Gabelbaum und zieht ihn so weit heran, bis sich das Segel mit Wind füllt. Sobald sich das Brett zu bewegen beginnt, wandert die vordere Hand vom Mast an den Gabelbaum.

Bei Francesco sieht das alles so einfach aus. Aber nun sind wir dran! Das Training am Simulator war hilfreich und ich weniger nervös: so fällt es uns nun leichter, uns an die Bewegungsabfolgen zu erinnern und daran, wie sich das Segel im Wind verhält.

02Einsteigerkurs im Windsurfen malcesine gardasee 360gardalife 1024x683

Es ist Zeit zum Umziehen. Ausgestattet mit Neoprenanzug, Schuhen und Schwimmweste tragen wir Segel (Rigg), Brett, Schwert und Mastfuß zum Strand in die kleine geschützte Bucht südlich und starten los.

Im Unterschied Simulator fordert das unruhige Wasser unsere Balance. Nach einer Weile bekommen wir etwas Routine auf dem Brett und fühlen uns sicherer. Zunächst reichen kleine Wellen und eine leichte Brise in unserem Segel aus, damit wir unsere Balance verlieren und ins Wasser fallen. Doch es ist warm und eine kleine Abkühlung tut gut.

Früher oder später fahren wir alle los: T-Position, 1, 2, 3, los geht´s – und wenn möglich aufkreuzen. Wir haben es fast!

Es regnet, aber das interessiert hier keinen mehr; nass sind wir ohnehin. Wir brauchen den Wind, um vorwärts zu kommen und ein paar Regentropfen machen das Abenteuer höchstens noch ein bisschen aufregender. Es fühlt sich toll an, vom Wind angetrieben über das Wasser zu fahren

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Nun möchten wir lernen, wie man aufkreuzt, eine Wende macht, um zum Ufer zurückzukommen, ohne paddeln zu müssen. Aber das wird Lerninhalt des nächsten Tages sein.

Damit ist unsere erste Kurseinheit vorbei.
Bis morgen! Gleiche Zeit, gleicher Ort.

Tag 2: Wir lernen die Ausweichregeln und die Wende

Wir sind aufgeregt. Die Sonne scheint und der Wind ist stärker als am Tag zuvor. Ich schaue auf den See und die Farben sind fantastisch.

Wir machen ein bisschen mehr Theorieunterricht und Francesco erklärt uns die Vorfahrtsregeln: Was ist zu tun, wenn ich raus fahre und ein anderer kommt mir entgegen oder wenn ich die Route eines anderen Surfers quere?

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Du hast Vorfahrt, wenn:

  • dein Segel auf der Backboardseite ist (deine rechte Hand ist vorn am Mast)
  • du in dieselbe Richtung fährst, aber in Lee (windabgewandte Seite) bist
  • du überholen möchtest und schneller bist; sofern du niemanden behinderst oder ihr euch gegenseitig behindert und du hältst dabei immer einen Sicherheitsabstand von etwa zwei Mastlängen ein

Wir gehen zum Simulator und lernen, wie man gegen den Wind fährt (aufkreuzt) und anluvt und dann, wie man vom Wind wegfährt (abfällt) und schließlich, wie man eine Wende macht. Beim Wenden wird das Brett mit dem Bug in den Wind gedreht.

die wende lernen

Wenden ist nicht einfach. Du braucht eine gute Balance, während du das Segel über den Bug deines Brettes bewegst und dich auf der anderen Seite des Boards wieder sicher platzierst.

Francesco verfolgt unsere Fortschritte von der Bucht aus und wenn nötig, surft er zu uns hinaus und korrigiert uns
Eine kleine Änderung der Handposition am Gabelbaum oder eine Gewichtsverlagerung kann vieles verändern – diese Tipps sind Gold wert.

Elisa und ich sind dicht beieinander. Ich fahre aus der Bucht hinaus und sie kommt gerade zurück. So.
Wer hat den Wind von rechts?
Wer hat welchen Arm wo?
Wer hat Vorfahrt?
“Ich glaube, ich habe… Nein, du hast…”
Aber zum Glück erklärt uns Francesco noch einmal wie es funktioniert.
”Oh. Warte. Anluven. Nein, abfallen. Ja, du kannst… Nein, ich fahre!
Hilfe

Vorfahrt geben

Am Ende des Morgens können wir aus der Bucht hinaus fahren, wenden und selbst wieder zurück surfen. So gehen wir auch am zweiten Tag mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause.

Partner

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Tag drei: Üben

Heute gibt es keine Theorie und kein Simulatortraining. Es herrscht perfekter Wind zum Üben, sagt Francesco. Er fährt in einem Schlauchboot zu uns raus, um uns abzuschleppen, wenn wir abdriften, was bei dem stärkeren Wind und der Strömung sehr wahrscheinlich ist.

Student auf dem Schlauchboat

Francesco erklärt, dass das Abdriften am Anfang nicht zu vermeiden ist.
Wenn du ins Wasser fällst oder sehr langsam wendest, zieht dich die Strömung und der Wind rasch nach Lee.

Das Surfen bei stärkerem Wind ist anstrengend. Doch trotzdem wir noch oft ins Wasser fallen, fühlen wir uns wie Champions. Etwa gegen 11 Uhr flaut der Pelèr ab und macht dem Südwind, der Ora, Platz. Allerdings muss bei dieser neuen Windrichtung auch alles umgekehrt gemacht werden.
Während du bei Nordwind mit Wind von rechts raus gehst und teilweise richtige Wellen auf dich zugerollt kommen, gehst du bei Südwind mit Wind von links raus. Der Wellengang ist bei Südwind in der Regel geringer.

Gegenwind fahren

Und so verbrachten wir die letzte Stunde mit dem Versuch, gegen den Wind aufzukreuzen. Es ist großes Glück, den Wind von zwei Richtungen zu erleben: So wirst du gezwungen herauszufinden, was wann zu tun ist.

Tag vier: Halsen und Wenden

Üben, üben, üben. Francesco schickt uns direkt aufs Wasser, um den Wind auszunutzen. Während der Flaute, der Zeit, in der der Wind von Nord auf Süd wechselt, erklärt er uns das Halsen. Beim Halsen tut man genau das Gegenteil wie bei der Wende.

An diesem Morgen schnappt sich auch Francesco Windsurfequipment und kommt mit uns aufs Wasser. Es ist gut, dass er in unserer Nähe ist und uns direkt korrigieren kann. So fühlen wir uns sicherer, vor allem, wenn wir neue Dinge ausprobieren, die wir nicht zuvor auf dem Simulator geübt haben.

Ich befinde mich in Luv der Bucht und möchte umdrehen. Soll ich halsen? Ich denke an meine Sommer-Segelkurse als Kind und entscheide, es zu probieren. Wenn die Halse das Gegenteil der Wende ist, muss ich statt des Bugs, das Heck durch den Wind drehen. So dreht sich das Brett und ich komme zurück zur Bucht. Also: Wenn ich wenden möchte, muss ich anluven und wenn ich halsen möchte, muss ich abfallen. Wenn es so funktioniert wie beim Segeln, muss das Segel offen sein und in 90 Grad in Relation zum Brett gedreht werden.

Schließlich verkorkse ich es, aber Elisa und Matteo sind nahe dran. Francesco sieht mich, korrigiert und fährt uns die Halse vor. Wir üben weiter, doch dann flaut der Wind ab und wir surfen zurück ans Ufer, um die Halse noch einmal auf dem Simulator zu üben. Direkt im Anschluss erklärt Francesco uns die Kursrichtungen Raumwind und Vorwind. Es ist herrlich! Wenn du all diese Bewegungsabläufe kennst, kannst du fahren, wohin du möchtest.
Die Ora kommt und wir gehen zurück aufs Wasser, um weiter Halsen zu üben.

“Wir leben an einem der berühmtesten Surfspots der Welt. Wie kann man am Gardasee leben und nie das Windsurfen ausprobieren? Am Anfang war ich im Wasser und rackerte mich ab. Aber je mehr ich fiel, desto mehr ärgerte ich mich, und je mehr ich mich ärgerte, desto ehrgeiziger wurde ich und am Ende schaffte ich es und es machte mir so große Freude, dass ich nicht aufgab, bis ich ins Gleiten kam. Sie sagen, dass ist der „Point of no return.”
Matteo

Elisa

“Ich habe nicht einmal geglaubt, dass ich es schaffen würde, aufzustehen, aber stattdessen haben wir es alle innerhalb von fünf Tagen geschafft, selbständig zu surfen. Es ist fantastisch, sich, vom Wind angetrieben, übers Wasser zu bewegen. Die Begrifflichkeiten bringe ich noch immer durcheinander, aber ich möchte weitermachen und sie werden sicher bald sitzen. Nach dem Kurs entspannten wir uns am Strand, aßen etwas im Stations-Restaurant oder trafen uns mit Freunden auf ein Bier. In diesen Momenten fühlten auch wir Locals uns, als wären wir im Urlaub.”
Elisa

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“Zum erstem Mal kam ich im Jahr 2010 zum Gardasee zum VDWS Windsurf-Instruktor Lehrgang und kehrte schließlich kehrte zurück, um hier als Windsuf- und Segellehrer zu arbeiten. Ich habe in meiner Heimat in Kalabrien und auf Sardinien unterrichtet und ich finde den Gardasee faszinierend. Dieser Meinung bin ich sowohl als Windsurfer, als auch als Instruktor. Wind ist hier garantiert. Es tut so gut früh am Morgen vor der Arbeit bei starkem Nordwind raus zu gehen. Und am Nachmittag hast du den Südwind, der perfekt für den Unterricht ist. Es ist toll zu beobachten, wie die Schüler das Windsurfen in der geschützten Bucht erlernen. Die Möglichkeit Windrichtung und -stärke zu wählen, hilft ihnen dabei, sich schnell zu verbessern.”
Francesco

Tag fünf: Ein Extra

Wir können die VDWS-Lizenz erwerben, die uns ermöglicht, selbständig Material zu leihen, doch wir entscheiden uns dafür, den Tag zu nutzen, um Wenden, Halsen und all die anderen Manöver zu üben.

Wir spielen mit dem Segel, um zu verstehen, wie es reagiert: Wenn ich hier bin und dort rüber möchte, was muss ich tun? Hey, super, es funktioniert!

Dann merkst du, dass du entspannter bist, weniger nachdenkst und dich angetrieben vom Wind übers Wasser bewegst. Das gibt dir ein Gefühl von Freiheit.

Meine windsurfenden Freunde behaupten, dass es sich wie fliegen anfühlt, wenn du zu gleiten beginnst. Und so ist es: Es fühlt sich an wie eine Droge, ohne die du nicht mehr kannst. Nun kann auch ich das verstehen.

Angela

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