Ora, Pelèr und Balin: thermische Winde im nördlichen Teil des Sees.
Giacomo Milani
Windsurf, MTB und Paragliding
Angela Trawoeger
Gründerin, Fotografin und Content Managerin
Der Wind wird durch Luftbewegungen bestimmt, die durch verschiedene Temperaturen und Druckunterschiede von einem Ort zum anderen verursacht werden und wo sich der Luftstrom vom Hochdruckgebiet zum Tiefdruckgebiet bewegt.
Wie und wann sich die Winde am Gardasee bilden
Der Gardasee ist ein Bergsee, der sich zur Padana-Ebene hin öffnet. Die beiden Hauptwinde des Gardasees sind thermische Winde, d.h. sie sind an die Erwärmung der Erde und des Wassers gebunden. Das bedeutet, dass die Winde am Gardasee das Ergebnis eines Wechselspiels der meteorologischen Bedingungen zwischen Bergen und Tälern sind, Es herrschen Bedingungen, bei denen die Stabilität oder die Veränderung der thermischen Bewegungen eine wichtige Rolle spielen.
Die beiden wichtigsten Winde des nördlichen Gardasees sind der Pelèr, der aus Richtung Norden weht, und die aus entgegengesetzter Richtung kommende Ora, die in der Regel den Pelèr ablöst.Die im Sommer entstehenden Gewitter können zu einer drastischen Umkehrung der Winde führen, was für ungeübte Wassersportler gefährlich werden kann. Der Wind schlägt dabei meist von Süd- auf Nordwind um.
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Alle Uferregionen am See haben ihre eigenen speziellen Winde, die unter den erfahrenen Sportlern bekannt sind. Bei Beobachtung und Kenntnis der Umgebung kann man bereits Anzeichen von Wetterveränderungen oder die Entstehung von besonderen Winden frühzeitig erkennen.
Pelèr (vento o oder Nordwind)
Er ist der König der Gardseewinde, ein Schönwetterwind.
Er weht kontinuierlich und gleichmäßig in den Sommermonaten (Juni bis September). Er setzt zwischen Mitternacht und 3 Uhr Morgens ein und beginnt am nördlichen bis mittleren Teil des Gardasees. Bis zum Sonnenaufgang belüftet er dann zunehmend die gesamte Fläche. Charakteristisch für den Pelèr sind kleine Wellen-Sets, die größer sind als die üblichen Bewegungen auf dem Wasser und als ideale Absprungrampen für Wind- und Kitesurfer dienen.
Die volle Stärke entwickelt der Pelèr sobald die ersten Sonnenstrahlen das Wasser am Westufer erreichen. Er dauert ca. 12 Stunden an und flaut meist gegen 11.00 Uhr ab. Entfaltet er seine volle Stärke mit über 5 Bft kann er sogar bis 15.00 Uhr anhalten.
Bei sehr starkem Wind und entsprechendem Wellengang wird das kalte Wasser aus den tieferen Wasserschichten nach oben befördert. Dann kommt es vor, dass trotz starker Sonneneinstrahlung das Seewasser nicht mehr ausreichend erwärmt wird und die Ora nicht einsetzt. Am späten Nachmittag gibt es dann spiegelglattes Wasser und starke Wasserströmungen von Süd nach Nord.
Ora (Südwind)
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Die Ora ist der bekannteste Wind am Gardasee.
Die Ora beginnt nach abflauendem Pelér zwischen 12 und 13.30 Uhr und hält bei normaler Wetterlage bis zum Sonnenuntergang an.
Die Ora bildet sich aus mehreren kleinen Winden aus Richtung Süden, die sich auf der Höhe zwischen Gargnano und Brenzone zur sogenannten Ora vereinigen; er tritt regelmäßig und relativ stark im Frühjahr, Herbst und mit Beginn des Sommers auf. Wenn im Hochsommer das Klima trockener und die Tage länger werden und dadurch die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht abnehmen, nimmt auch die Ora an Stärke ab.
Auch ein bedeckter Himmel schwächt die Ora, da sie eine starke Sonneneinstrahlung auf dem See und den umliegenden Bergketten benötigt.Ihre Windstärken sind sehr unterschiedlich. Je weiter man sich am See in Richtung Norden bewegt, um so stärker wird die Ora.
- Brenzone: 1/2 Beaufort
- Campione: 3/4 Beaufort
- Malcesine: 2/3 Beaufort
- Navene: 3/4 Beaufort
- Torbole: 4/5 Beaufort
Das liegt daran, dass die beiden Bergketten die den See flankieren in diese Richtung immer enger zusammenlaufen und dadurch einen Düseneffekt erzeugen.
Man kann sich merken, dass es nach einem leichtem Südwind am Morgen, häufig zu Regenschauern vor dem Sonnenuntergang kommt.
Balin (Balì, Balinot)
Der Balin entfaltet sich vom Ballino Berg über das nordwestliche Tal von Riva. Er setzt meistens nach einem Schneefall in den Bergen oder im Sommer nach starker Abkühlung (Gewitter oder längere Regenzeit) ein und bezieht dieselbe Zone wie der Pelèr.
Der Balin weht wesentlich stärker als der Pelèr und wird von den Bergen im Norden auf die Seemitte zurückgeworfen. Er erreicht eine Windstärke von 6-8 bft und kann bis zu 3 Tagen andauern.
Der Balin bewegt durch seine Stärke sehr viel Wasser und kann daher Wellenhöhen bis zu 1,50 m erzeugen.
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In wenigen Minuten kann sich die Windgeschwindigkeit von 0 auf 40 Knoten entwickeln. (August 2003 wurden 65 Knoten Windgeschwindigkeit gemessen).
Wenn im Norden das Wasser schaumig und unruhig wird, ist es das Signal, dass der Balin von Norden in den Süden zieht.
Man darf den Gardasee nicht unterschätzen.
Ausnahmen bestätigen die Regel, deshalb sind alle Angaben ohne Gewähr und Haftung.
Wir wünschen dir die besten Windbedingungen!